Bildungsarmut – was ist gemeint?

Bildungsarm bezeichnet laut Definition einen individuellen Mangel an Bildungszertifikaten und Bildungskompetenzen. Bildungsarmut hat sowohl Auswirkungen auf das betroffene Individuum als auch auf die gesamte Volkswirtschaft. Sie korreliert mit Einkommen und sozialem Status sowie den Risiken, arbeitslos, krank oder arm zu werden.

Werden Schüler/innen nach Schulformen unterteilt, so gehören 0,5 Prozent der Gymnasiasten, 12 Prozent der Realschüler, 23,4 Prozent der Schüler der Integrierten Gesamtschule und 49,9 Prozent der Hauptschüler zur Risikogruppe für Bildungsarmut.

Einen beruflichen Abschluss erreicht ein Teil dieser Jugendlichen dennoch. Dies ist vor allem auf das duale Ausbildungssystem zurückzuführen, in dem einige Jugendliche die notwendigen Kompetenzen für den Erwerb einer Berufsausbildung nachträglich erwerben können.

Problematisch ist hierbei allerdings, dass 6,2 % der Jungen Menschen keinen Abschluss erreichen, und dass dieser Anteil sogar steigt.

 

Was sind die möglichen Ursachen für Bildungsarmut?

Bildung findet im sozialen Raum statt, und der soziale Raum mit all seinen Disparitäten eröffnet Kindern und Jugendlichen extrem ungleiche Bildungschancen.

Lernleistungen der Kinder hängen deutlich vom jeweiligen familiären Hintergrund ab. Ein niedriger Bildungsstand der Eltern, ein Migrationshintergrund, der damit verbunden ist, dass zu Hause nicht deutsch gesprochen wird, und die Bildungsferne der Eltern haben einen starken negativen Einfluss auf die Lernergebnisse der Kinder. Diese Merkmale tragen in erheblichem Umfang zur Entstehung von Bildungsarmut bei.

In unserem Präventionsnetzwerk steps.rv möchten wir zusammen mit Experten/innen und Akteuren/innen aus Schule, Verwaltung und Gesellschaft beleuchten und diskutieren, was gegen Bildungsarmut und-ungleichheiten im Landkreis Ravensburg getan wird und getan werden kann. Hierbei fokussieren wir uns auf die Altersphase der ersten Bildungseintritte und -übergänge, d.h. die 3 bis 8-Jährigen Kinder.

Das Präventionsnetzwerk bietet Raum, um über neue Formen des Engagements und Reformmaßnahmen zum Wohle der Kinder nachzudenken, um einerseits Bildungsarmut zu verhindern und andererseits erfolgreiche Bildungsbiografien vermehrt zu ermöglichen.

Thesen und Diskussionsanlässe können hier bei sein:

  • Reformmaßnahmen, deren Ziel es ist, die Entstehung von Bildungsarmut zu verhindern, sollten vor allem darauf zielen, die frühkindliche Bildung zu verbessern. So kann die Startchancengerechtigkeit für die Kinder erhöht werden. Der Kindergarten sollte als erste Stufe des Bildungswesens stärker zur individuellen Förderung genutzt werden. Ein Ansatzpunkt in diesem Bereich ist die Stärkung des Bildungsauftrags der Kindertageseinrichtungen
  • Die Einführung der Ganztagsschule kann dazu beitragen, dass Kinder mit Bildungs- und/oder Entwicklungsrückständen stärker individuell durch die Fachlehrer gefördert werden. Der Vorteil der Ganztagsschulen liegt in einem größeren Zeitraum gemeinsamer Lernzeit, der eine bessere Rhythmisierung des Lernens erlaubt.
  • Das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) bietet einen leichteren Zugang zum sozialen und kulturellen Leben in der Gemeinschaft und Bildung. Aber immer nehmen noch nicht alle Berechtigten diese Leistungen in Anspruch. Schulen und Kitas sollten noch stärker eingebunden werden und das Antragsverfahren weiterentwickelt bzw. reformiert werden.
  • Die Schulsozialarbeit erhält ein einheitliches und eigenständiges Mandat, in welchem die Aufgabe und Ziele klar festgelegt sind und deren Einhaltung verbindlich ist. Die Schulsozialarbeit darf nicht auf Problemgruppen fokussiert sein, sondern soll allen Kindern gleichermaßen gerecht werden, um präventiv und individuell bedarfsorientiert arbeiten zu können, d.h. unterrichtsergänzend/-stützend, lernfördernd und sozialintegrativ.

 

Eine deutliche Reduzierung der Bildungsarmut wird auch bei sofortigen und umfangreichen Reformmaßnahmen nur mittel- bis langfristig zu erreichen sein.

Zudem wird ein Teil der Zielgruppe auch bei Umsetzung aller Maßnahmen aufgrund seiner kognitiven und körperlichen Fähigkeiten sowie emotionalen Voraussetzungen zur Gruppe der Bildungsarmen gehören. Dessen ungeachtet sollte es erklärtes bildungspolitisches Ziel sein, alle Kinder und Jugendlichen entsprechend ihren individuellen Fähigkeiten angemessen und intensiv zu fördern.

Studien, Berichte und Fachbeiträge zur Kinderarmut finden Sie hier.

Statistiken hier.

 

 

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